...komponieren

 

Noch lange bevor ich mich ernsthaft der Beschäftigung mit Musik widmete, gelangte ich in Besitz einer Notationssoftware. Ohne irgendwelche theoretischen Kenntnisse zu haben, schrieb ich Melodien, Rhythmen, Akkorde und Klangflächen, wie es mir gerade in den Sinn kam. Das Wort „komponieren“ möchte ich dafür nicht benutzen. Doch als ich im Zuge meines Praktikums bei der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz (vgl. Wie ich wurde, was ich bin) und den zahlreichen folgenden Konzertbesuchen immer bewusster einen musikalischen Werdegang einschlagen wollte, interessierte ich mich neben dem Dirigieren vor allem für das weite Feld der Komposition.

Es waren maßgeblich die sinfonischen Werke Ludwig van Beethovens und Dmitrij Šostakovičs, die mich nachhaltig beeindruckten und von denen ich mich bis heute stark angeregt fühle. Ab dieser Zeit begann ich mit ersten kompositorischen Versuchen. Nach einem auf das Jahr 2006 datierten kleinen Orgel-Präludium bekam ich von meiner Klavierlehrerin Antje Herrmann die Aufgabe, eine Melodie für ein Präludium von Johann Kuhnau zu komponieren. Aus dem Stück für Klavier und Flöte entstand im Anschluss noch eine Bearbeitung für Kammerensemble.

Nach dem großen Spaß an diesen Stücken hatte ich mir in den Kopf gesetzt Komponist zu werden. Gleich machte ich mich tage- und nächtelang ans Werk. In meinem Fokus standen nun große sinfonische Formate. In den folgenden Monaten entstanden neben drei Klavier-Etüden eine Fantasie für großes Orchester, eine Sinfonietta, die sinfonische Dichtung Das verlassene Haus (als Verarbeitung eines realen Kindheitserlebnisses), ein „Kleiner Marsch für großes Orchester“ mit dem Titel Viel Lärm um nichts, eine Suite („Miniaturen“) für Kammerorchester und weitere Werke, die bis heute in einem Dornröschenschlaf schlummern.

Mit Beginn meines Studiums im Jahr 2008 endete vorerst meine kompositorische Tätigkeit. Ich hatte mir vorgenommen, mir während des Studiums das nötige theoretische Wissen anzueignen, um all meine Kompositionen zu revidieren und sie somit eventuell sogar aufführen zu lassen / selbst aufzuführen. Die theoretische Ausbildung habe ich genauso bekommen, wie sich mein Erfahrungshorizont deutlich erweitert hat. Allein es fehlte die Zeit, sich mit diesen alten Kompositionen zu beschäftigen.

Das einzige Werk, das aus diesem beschriebenen Rahmen fällt, ist Die Rose – Trauerlied für Omi, das ich in den wenigen Tagen zwischen dem Tod meiner Großmutter, die von all ihren Enkeln immer liebevoll Omi genannt wurde, und der Trauerfeier schrieb. Kurz zuvor hatte ich an einer Aufführung des Requiems von Gabriel Fauré mitgewirkt. Es war mein erstes Konzert als Sänger in einem chorsinfonischen Konzert und somit eines der prägendsten Erlebnisse meines Lebens. Als ich im Jahr 2015 im Rahmen meines Projektes „Ein Dorf singt“ in Langenbernsdorf die Möglichkeit hatte, dieses mir sehr ans Herz gewachsene Requiem selbst aufzuführen, erkannte ich die wohl einmalige Möglichkeit, im selben Konzert Die Rose – Trauerlied für Omi zur Uraufführung zu bringen. Obwohl es keine inhaltlichen Anklänge zwischen den beiden Werken gibt, ist meine Komposition dennoch stark von Faurés Werk beeinflusst. Ob dies an der zeitlichen Nähe der beiden o. g. Ereignisse liegt oder nicht, kann ich heute nicht mehr beurteilen. Die Uraufführung erfolgte in der Originalbesetzung: Flöte, Klarinette, 4 Hörner, Posaune, Harfe, Viola I / II, Violoncello I / II, Kontrabass, Bariton Solo und gemischter Chor. Es musizierten meine Chöre des Männergesangvereines Langenbernsdorf e. V., Georg Streuber (Bariton) und die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter meiner musikalischen Leitung. Die äußerst positive Reaktion meiner Chormitglieder und des Publikums haben leider nicht bewirkt, dass ich mich danach auch meinen anderen Kompositionen zuwendete. Leider! Zudem habe ich mich noch immer nicht überwunden, Die Rose einem Verlag anzubieten…

Nochmals kompositorisch aktiv wurde ich 2015 / 2016, als ich wiederum für „Ein Dorf singt“ das Langenbernsdorfer Heimatlied für Kinderchor, Männerchor, gemischten Chor und großes Orchester bearbeitete – wobei das Wort „bearbeiten“ hier zu kurz greift: Auf Grundlage einer wenige Takte umfassenden, unbegleiteten Melodie habe ich eine achtminütige chorsinfonische Komposition geschrieben. Die beiden Aufführungen im Oktober 2016 mit den Chören des Männergesangvereines Langenbernsdorf e. V. und der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter meiner Leitung fanden großen Beifall.