Das SÄCHSISCHE SINFONIEORCHESTER CHEMNITZ hat mich mit sofortiger Wirkung zu seinem neuen Dirigenten und künstlerischen Leiter gewählt
Als ich in der 10. Klasse war – 19 Jahre ist das jetzt her – habe ich im Rahmen meines Praktikums herausfinden wollen, ob ein Beruf im Bereich Musik für mich das Richtige sein könnte. Alle Welt riet mir dringend ab und die meisten hielten mich ohnehin nicht für musikalisch. Ohne meinen Eltern etwas zu verraten, bewarb ich mich für ein Praktikum in der Konzertdramaturgie der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz (Die Theater Chemnitz). Was ich in diesen vierzehn Tagen erlebt habe, hat mich zutiefst geprägt und es hat buchstäblich vom einen auf den anderen Tag mein Leben verändert.
Neben Konzertdramaturgin Irmgard Bormann waren es vor allem die Dirigenten GMD Dieter-Gerhardt Worm, GMD Nikša Bareza und Kapellmeister Eckehard Stier, die mich sie fortan zu Proben und Konzerten sowohl auf die Bühne der Stadthalle als auch in den Orchestergraben des Opernhauses begleiten ließen. Sie haben auch aktiv meinen Wunsch gefördert, Dirigent zu werden. Mehrere Jahre blieb ich und durfte immer wieder die Sinfoniekonzerte erleben. Damals saß ich oft in der Stadthalle Chemnitz und dachte mir: „Da vorn möchtest du eines Tages mal stehen und ein Orchester dirigieren…“
Es folgte eine Berg-und-Talfahrt, bis ich schließlich 2008 mein Studium an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar aufgenommen habe. Ich studierte Musikwissenschaft mit künstlerischem Nebenfach Orchesterdirigieren, für das ich mich zusätzlich zu meinem eigentlichen Nebenfach Philosophie erfolgreich beworben hatte. Ich danke meinen Dirigierlehrern Lancelot Fuhry und Joan Pagès, dass sie mich in ihre Klasse aufgenommen haben.
Zu Studienbeginn war ich bereits ein halbes Jahr lang Liedermeister des Männergesangvereines Langenbernsdorf e. V. GMD Worm hatte mir einst gesagt: „Wenn du ein Orchester dirigieren willst, dann lerne erst einmal einen Chor zu dirigieren…“ Ich hatte das damals nicht begriffen, folgte aber diesem Rat und bin heute sehr froh darüber. Viele Zufälle führten mich nach Langenbernsdorf. Viele weitere Zufälle und harte Arbeit haben aus uns allen dort den heutigen Gesangverein zu Langenbernsdorf e. V. gemacht. Unser Projekt „Ein Dorf singt“ gemeinsam mit Solisten und der Vogtland Philharmonie, das ich initiiert habe und nun bereits im 10. Jubiläumsjahr dirigieren darf, genießt mittlerweile Anerkennung weit über die Region hinaus.
Und nun kamen wieder einige Zufälle ins Spiel. An einem Samstagvormittag – ich hatte gerade Chorprobe – klingelte mehrfach mein Telefon. Am Mittag rief ich die unbekannte Nummer zurück. Es meldete sich ein Musiker des Sächsischen Sinfonieorchesters Chemnitz (SSO), der mir erklärte, dass das Orchester einen neuen Dirigenten und künstlerischen Leiter suche, dass man zufällig bei Recherchen nach einem anderen Musiker auf mich gestoßen sei und dass ich doch nach Aktenlage ziemlich geeignet für den Job scheine. Ob ich mich nicht bewerben wolle, war die Frage. Das hat mich fast umgehauen!
Kurze Zeit später stellte ich mich als einer von zwei Kandidaten zunächst dem Orchestervorstand vor und trat danach zum Probedirigat mit dem SSO an. Ich dirigierte klassische Sinfonik (Beethoven und Dvořák) und Filmmusik (ein großes James-Bond-Medley). Es waren große Glücksgefühle, diese Probe erleben zu dürfen. Nach der Probe kamen bereits einige Orchestermitglieder zu mir und teilten mir mit, dass sie sich eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen könnten. Ich hatte das in diesem Ausmaß nicht erwartet und war noch tagelang wahnsinnig aufgeregt. Bereits in der Pause dieser Probe wusste ich: Ich will das unbedingt machen!
Vor ein paar Tagen stand nun das Ergebnis fest: Neuer Dirigent und künstlerischer Leiter des Sächsischen Sinfonieorchesters Chemnitz wird Michael Pauser! Ich bin wahnsinnig stolz und dankbar über dieses Votum. Ich werde nun wöchentlich mittwochs in Chemnitz die Proben des 70-köpfigen Orchesters leiten und die Sinfoniekonzerte im großen Saal der Stadthalle Chemnitz dirigieren. Diese finden i. d. R. zweimal jährlich statt. Hinzu kommen einzelne Sonderkonzerte. Nach fast 20 Jahren gebe ich also am 11. November 2023 genau dort mein Debüt als Orchesterdirigent, wo ich im Januar/Februar 2004 als Schülerpraktikant begonnen habe, einen großen Traum zu träumen. Mit großer Dankbarkeit und auch ein bisschen Genugtuung gegenüber den vielen Miesepetern auf meinem Lebensweg trete ich bereits nächste Woche meinen Dienst an.
P. S.: Meine Tätigkeiten als Konzertdramaturg der Vogtland Philharmonie und als Liedermeister des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V. übe ich weiterhin uneingeschränkt aus.