Ich werde neuer Orchesterdirektor der Vogtland Philharmonie

Ich werde neuer Orchesterdirektor der Vogtland Philharmonie

Am 31. Dezember 2024 wird der Intendant der Vogtland Philharmonie GMD Stefan Fraas in den Ruhestand gehen. Neuer Intendant wird der bisherige und langjährige Orchesterdirektor Ulrich Wenzel. Damit war aber auch dessen Stelle neu zu besetzen. Nun steht fest: Ich werde neuer Orchesterdirektor der Vogtland Philharmonie. Ich freue mich sehr, dass ich mich künftig in den täglichen Proben- und Konzertbetrieb sowie die langfristige Planung und Sicherung unseres Orchesters mit einbringen darf. Es ist eine Aufgabe mit hoher Verantwortung, der ich auch mit einem guten Maß Demut entgegen blicke. Ich bleibe zusätzlich Konzertdramaturg, was mir sehr wichtig war und ist, gebe jedoch ein paar meiner bisherigen administrativen Aufgaben ab.

Meine Verbindung zur / meine bisherigen Tätigkeiten für die Vogtland Philharmonie
Kurz nach Beginn meines Studiums, das auch mehrere Semester Unterricht in Orchesterdirigieren beinhaltete, wollte ich ein Projekt mit mehreren regionalen Chören und einem Sinfonieorchester veranstalten und dieses selbst dirigieren. So hatte ich erstmals Kontakt zu GMD Stefan Fraas und seiner Vogtland Philharmonie. Ohne mich zu kennen, sagte er zu, dass ich als damals 23-jähriger Studienanfänger ohne Dirigiererfahrung das Orchester dirigieren dürfe. Gleichzeitig lud er mich zum Sommerkurs Orchesterdirigieren nach Auerbach ein. Im Herbst 2010 stand ich dann erstmals als Dirigent am Pult der Vogtland Philharmonie. Seitdem habe ich alle bis 2023 folgenden Auerbacher Sommerkurse als aktiver Teilnehmer besucht und stets Teile der Abschlusskonzerte dirigiert.

Am 22. Oktober 2011 fand in der Sachsenlandhalle Glauchau mein Debütkonzert statt. Die weit über 100 Chorsänger wurden von der Vogtland Philharmonie unter meiner Leitung begleitet. Dieses Konzert wiederum war die Keimzelle für das Projekt „Ein Dorf singt“, das seit 2013 in Langenbernsdorf stattfindet. So stand ich seit 2011 bereits in 20 eigenen Konzerten als Dirigent am Pult der Vogtland Philharmonie; stets hatte ich für all diese Konzerte auch die organisatorische Verantwortung (Planung, Fördermittel, Durchführung, Werbung etc.).

Durch das Projekt „Ein Dorf singt“ stieg das Interesse der Vogtland Philharmonie an meiner Person. Erstmals arbeitete ich als externer Autor für das Orchester, als ich 2017 das Booklet zur CD „Sounds of Hollywood Vol. 3“ schrieb. Zudem bat mich die Redaktion des PHIL 2017 um einen Text zum Komponisten Luigi Cherubini; den damaligen Konzertdramaturgen Dr. Wolfgang Horlbeck kannte ich bereits einige Jahre als Chorleiterkollegen von Sängertreffen und Wettbewerben.

Nach diesen Arbeiten bekam ich das Angebot, Mitarbeiter der Vogtland Philharmonie zu werden. Nicht ich bewarb mich damals bei der Vogtland Philharmonie, sondern die Vogtland Philharmonie bewarb sich bei mir. Mittelfristig war geplant, dass ich Nachfolger des bereits über 70-jährigen Konzertdramaturgen werden sollte. Zunächst erfolgte ab 01.01.2019 die Anstellung als dramaturgischer Mitarbeiter auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung mit zehn Wochenstunden. Bereits nach einem Jahr wurde der Vertrag in ein reguläres Arbeitsverhältnis geändert (halbe Stelle). Meine Aufgaben waren zu dieser Zeit die Unterstützung des Konzertdramaturgen, das Layout von Programm- und Spielzeitheften sowie Werbematerial und das Schreiben eigener kleiner Texte, bspw. für Serenadenkonzerte und chorsinfonische Projekte.

Zusätzlich übernahm ich nach und nach die Mitgliederbetreuung und Geschäftsführung des Fördervereins sowie sofort ab Januar 2019 die Redaktionsleitung und die Satzarbeiten des Mitgliedermagazins PHIL. Ich führte das Magazin in den wesentlichen Teilen weiter, etablierte jedoch mit den beiden ständigen Rubriken „Im Gespräch mit…“ und „Gute Frage!“ sowie mit weiteren unregelmäßigen Rubriken Formate, die sich speziell an unser Konzertpublikum wenden und ihnen sowohl Musikgeschichte oder Musiktheorie als auch den Arbeits- und Konzertalltag der Vogtland Philharmonie und ihrer Partner näher bringen.

Ebenfalls seit 2019 bin ich verantwortlich für die monatlichen Werbetouren durch das sächsische und thüringische Vogtland. Dadurch habe ich nicht nur nach und nach die 90 auf meiner Tour liegenden Veranstalter und Werbepartner in unserem Spielgebiet kennen gelernt, sondern ich bin regelmäßig mit ihnen im Gespräch; oft kann ich von diesen Touren persönliche Rückmeldungen zu Veranstaltungen der Vogtland Philharmonie sowie Hinweise und mitunter auch Kritik in die Geschäftsstelle mitnehmen.

Als im Frühjahr 2020 Konzertdramaturg Dr. Wolfgang Horlbeck schwer erkrankte, vertrat ich seinen Aufgabenbereich. Seit der Spielzeit 2020/21 schreibe ich nun sämtliche Programmhefte für Sinfoniekonzerte, Serenaden sowie Sonderkonzerte und halte sämtliche Einführungen zu den Sinfoniekonzerten (aktueller Stand: 80 Einführungen mit 29 neuen Programmen bis Mai 2024). Seit Januar 2022 bin ich Konzertdramaturg unseres Orchesters. Ich verstehe mich in meiner Funktion als Konzertdramaturg stets als Vermittler. Einerseits möchte ich teils komplexe musikhistorische und -theoretische Sachverhalte auf verständlichem und unterhaltsamem Niveau an unser Publikum vermitteln, andererseits möchte ich aber auch der Vermittler zwischen den Konzertgängern und unseren Musikern sowie Gastsolisten und -dirigenten sein. Die regelmäßige positive Kritik unseres Publikums zeigt, dass dies gut gelingt.

Im Jahr 2022 übernahm ich kurzfristig als Einspringer mehrere Konzertmoderationen des Formats „Sounds of Hollywood“. So sammelte ich nach unzähligen Konzertmoderationen und -einführungen diverser anderer Veranstalter erstmals Bühnenerfahrung vor einem Publikum von teils weit mehr als 1.000 Personen. Im selben Jahr durfte ich unsere seitdem leider Unikat gebliebene Opern-Gala moderieren. Seit 2023 bin ich zudem als Sprecher bei Peter und der Wolf in den „Kids meet Classic“-Konzerten aktiv. Apropos: Im Sommer 2023 wurde die organisatorische Leitung der Bildungskonzertreihe „Kids meet Classic“ in meinen Aufgabenbereich der Konzertdramaturgie integriert. Mein Vertrag wuchs dadurch auf 30 Stunden an. Seitdem kümmere ich mich um die Organisation zwischen Vogtland Philharmonie, Veranstaltern und Schulen. Auch künstlerisch konnte ich mich bereits einbringen, bspw. als ich im November 2023 mit mehreren Grundschulklassen in Vorbereitung auf die „Kids meet Classic“-Aufführungen Gesangsstücke probte.

In nur fünf Jahren seit meiner Anstellung bei der Vogtland Philharmonie habe ich eine Vielzahl an Arbeitsbereichen kennen gelernt und mich so mit der Arbeitsweise sämtlicher Abteilungen vertraut machen können. Die Erfordernisse und Abläufe in der Orchestertechnik oder im Notenarchiv sind mir ebenso vertraut geworden wie der Alltag der Orchestermusiker, mit denen ich regelmäßig im Rahmen meiner externen Konzertprojekte als Dirigent zusammen arbeite, mit denen ich bei den o. g. Projekten und Konzertreihen der Vogtland Philharmonie regelmäßig gemeinsam auf der Bühne stehe und die ich als Begleiter von Konzertreisen auch abseits der Bühne gut kennen gelernt habe.

Ich schätze es ungemein, dass der Büroalltag – den es so eigentlich gar nicht gibt – durch Arbeiten aufgelockert wird, die man bei der Stellenbeschreibung eines Konzertdramaturgen nicht vermutet: Ich freue mich Teil eines Teams zu sein, das bspw. für Open-Air-Konzerte Infrastruktur in quasi naturbelassenes Gelände bringt. An einem Tag bei strömendem Regen für ein Cross-Over-Konzert erst 1.000 Klappstühle auf- und dann wieder abzubauen, um am nächsten Tag als Moderator eines klassischen Konzertes indoor auf der trockenen Bühne zu stehen – das erlebt man wohl nur bei der Vogtland Philharmonie. Diese einzigartig vielfältige Atmosphäre reizt mich vom ersten Tag an und macht ständig Lust auf mehr.

Deshalb wollte ich diesen Job machen
Ich bin der Überzeugung, dass Menschen an der Spitze der Vogtland Philharmonie stehen müssen, die sich nicht nur fachlich eignen, sondern die sich mit der Region, den Menschen vor Ort und der Verortung des Orchesters als Botschafter im und für das Vogtland bedingungslos identifizieren. Gleichzeitig müssen diese Führungskräfte mit dem Wissen um die Historie der Region und des Orchesters trotz unsicheren Zeiten unbeirrt die Zukunft fest im Blick haben. Das erfordert Mut, aber auch Willen und Durchsetzungskraft sowie gleichzeitig immer wieder eine klare Kommunikation nach innen wie außen. Ich schätze mich so ein, dass ich diese Eigenschaften habe, und ich möchte sie zum Wohle der Vogtland Philharmonie einsetzen.

Obwohl ich bereits an Orten in ganz Europa gearbeitet und geforscht habe, bin ich immer heimatverbunden geblieben. Durch meine ehrenamtlichen Gremien-, Vereins- und Verbandstätigkeiten bin ich seit meiner Schulzeit durchgehend in Aktivitäten im Landkreis Zwickau und in ganz Westsachsen eingebunden. Dadurch sind meine Netzwerke in der Heimat auch während meiner Studienzeit in Jena und Weimar (2008–2020) weiter gewachsen.

Vor allem aber als Chorsänger, Chorleiter, Dirigent und Musiker in regionalen Ensembles war ich bisher nicht nur Teil der westsächsischen Kulturlandschaft, sondern habe sie in meiner 16-jährigen Tätigkeit als Liedermeister des Gesangvereines zu Langenbernsdorf e. V., dessen Vorsitzender ich auch sieben Jahre lang zusätzlich war, aktiv mitgeprägt. Das mittlerweile bundesweit bekannte und mehrfach ausgezeichnete Projekt „Ein Dorf singt“ in Zusammenarbeit mit der Vogtland Philharmonie ist meine ‚Erfindung‘ und wurde bisher von mir administrativ wie musikalisch geleitet. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Dirigent und Künstlerischer Leiter des Sächsischen Sinfonieorchesters Chemnitz e. V. hat mein Profil zudem noch weiter an Kontur gewonnen; seit Sommer 2023 stehe ich so an der Spitze eines der größten mitteldeutschen Amateur-Orchester – weitere Erfahrungen, die für die Arbeit als Orchesterdirektor der Vogtland Philharmonie äußerst hilfreich sein werden.

Ich bin selbst das Kind einer sächsisch-thüringischen Familie. Mein Vater wurde im sächsischen Glauchau geboren, meine Mutter im thüringischen Lobenstein. Beide Familienzweige sind nach wie vor in diesen Regionen ansässig. So wuchs ich immer parallel mit sächsischer und thüringischer Familiengeschichte sowie Kultur auf und (er-)lebe sie noch heute. In die Schule bin ich in Sachsen gegangen, studiert habe ich in Thüringen. Meine Musikschulausbildung erhielt ich teilweise in Sachsen und teilweise in Thüringen. Mein erstes Kind ist in Thüringen geboren worden, mein zweites in Sachsen. Meine sächsisch-thüringische Biografie schreibt sich also weiter fort. Auch das ist für mich ein Grund, mich für unser thüringisch-sächsisches Orchester einzusetzen.

Kurzum: Ich habe ein großes Interesse daran, dass die Vogtland Philharmonie weiterhin das kulturelle Aushängeschild der Region bleibt. Ich möchte als Orchesterdirektor aktiv daran mitarbeiten, dass unser Orchester die anstehenden Transformationsprozesse gut und sicher meistert und weiterhin ein sowohl traditionsverbundenes als auch ein innovatives Orchester mit immer neuen Projekten und Konzertformaten bleibt. Als Mensch aus der Region, der weiterhin in der Region leben und arbeiten will, bin ich bereit, ab sofort meine Kraft, mein Wissen und mein Können langfristig zum Wohle der Vogtland Philharmonie einzusetzen.

Wir sehen uns bei den nächsten Konzerten!