Erzgebirgskrimi: Die letzte Note

Erzgebirgskrimi: Die letzte Note

Ab sofort ist der neue „Erzgebirgskrimi: Die letzte Note“ in der ZDF-Mediathek zu finden und am 26. April läuft er live im ZDF. Es ist ein Film anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2025 in Chemnitz. Doch er handelt von viel mehr: Neben der Kulturhauptstadt geht es um Grabenkämpfe unter Musikern, den Alltag an Musikschulen, um die Folgen der Denunziation in der DDR, um Religionskonflikte u. v. m. All diese Themen werden aber nicht mit dem Holzhammer serviert, sondern sie sind Facetten einer schlüssigen Geschichte (Autor: Thomas Kirchner). Zugegeben: Der Arbeitstitel „Gefährliches Chemnitzer Konzert“ hat mir besser gefallen.

Wesentlich für die Handlung ist ein Orchester, das aus aktuellen und ehemaligen Schülern der Musikschule Chemnitz gebildet und für ein Sonderkonzert vom großen Dirigenten Florian Messerschmidt (Alexander Beyer) geleitet wird. Vor einem Jahr bekamen wir die Anfrage von der NFP neue film produktion GmbH, ob das Sächsische Sinfonieorchester Chemnitz e. V. an den Dreharbeiten mitwirken würde. Nach einigem organisatorischen Klärungsbedarf sagten wir zu. Ich selbst hatte vor, als Geiger im Orchester mitzuwirken, da der Dirigent durch Schauspieler Alexander Beyer bereits besetzt war. Zudem kamen weitere Musikerinnen und Musiker dazu sowie die Schauspieler, die alle auf ihrem Instrument gecoacht worden waren. So spielten bspw. Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) Horn, Geigenlehrer Markus Konter (Jörg Witte) Violine oder Gerichtsmedizinerin Dr. Elena Kulikova (Masha Tokareva) Violoncello. Ich habe nicht geglaubt, dass Nicht-Musiker nach so kurzer Zeit überzeugend ein Instrument spielen könnten. Aber die Damen und Herren haben das sehr gut gemacht!

Für die Orchesterszenen, also für die Proben und das Konzert, wurden vier Drehtage angesetzt. Vom 24. bis 26. Juni 2024 wurde in der Musikschule Chemnitz gedreht und am 2. Juli auf der Bühne auf der Schlossteichinsel. Kurz zuvor bekamen wir das Notenmaterial von Filmkomponist Andreas Weidinger, der u. a. Stücke von Robert Schumann für den Film arrangiert hatte.

Wir Musiker waren am ersten Tag zunächst von dem ganzen Umfeld am Filmset überwältigt. Sofort ging es aber ab der ersten Minute richtig los. Regisseur Tim Trageser und Kameramann Eckhard Jansen haben uns klare Vorstellungen vermittelt, was sie von uns sehen wollen – Wir kannten weder die Story des Films noch das Drehbuch. Doch sofort merkte auch das Filmteam, dass wir uns einbringen und zum Gelingen des Filmes beitragen wollten. Deutlich wurde das nicht nur in der Disziplin, die immer wieder gelobt wurde, sondern auch im gegenseitigen Umgang miteinander. Unsere Musikerinnen und Musiker haben den Instrumente spielenden Schauspielerinnen und Schauspielern nicht nur immer wieder Tipps gegeben oder die zu drehenden Stellen noch einmal mit ihnen geprobt, sondern das Regieteam fragte auch immer wieder aus ernsthaftem Interesse nach, ob das, was da gerade gedreht wird, auch typisch sei und dem normalen Orchesteralltag entspräche.

So wurde mir mehr und mehr eine Beraterrolle für den Film zuteil und Alexander Beyer wünschte sich sogar, dass ich ihm beim Dirigieren assistieren sollte. So bin ich im Film anfangs zwar tatsächlich als Geiger im Orchester zu sehen und laufe auch einmal vor der Musikschule mit Geige auf dem Rücken durchs Bild, aber bei vielen Szenen und vor allem beim Konzert saß ich dann nicht mehr auf meinem Platz, sondern dirigierte stets seitenverkehrt im toten Winkel der Kamera mit. Wenn der Film-Dirigent nicht im Bild war, dirigierte ich oft sogar komplett selbst. So entstammen meiner Beratertätigkeit zahlreiche Kleinigkeiten im Film – meist wie sich ein Dirigent vor dem Orchester verhält – die so nie im Drehbuch standen und von denen Nicht-Musiker ja auch gar nichts wissen können.

Natürlich haben wir im Film Playback gespielt. Es gab synthetische Audio-Aufnahmen mit Klick, nach denen wir vor der Kamera gespielt haben. Das heißt die Bewegungen und Griffe auf den Instrumenten waren das Wichtigste, das stimmen musste. Die „richtige“ Musik wurde dann im Studio eingespielt, und zwar von niemand geringerem als dem Deutschen Filmorchester Babelsberg – von solch einem großartigen Klangkörper lässt man sich gern synchronisieren 😉

Am 25.11.2024 durfte ich im berühmten Aufnahmesaal in Babelsberg dabei sein, als das Orchester die Musik einspielte. Auch da durfte ich mich wieder einbringen und Dinge äußern, die mir aufgefallen sind und die man an dem Tag spontan ändern konnte. Ich danke Andreas Weidinger, der die Aufnahmen in Babelsberg dirigiert hat, für diese tolle Erfahrung und das Vertrauen.

Nun mussten wir noch ein paar Monate warten, bis am 6. April 2025 endlich die lang ersehnte Filmpremiere im Kino Metropol in Chemnitz stattfand. Dort gab es ein freudiges Wiedersehen mit Teresa Weißbach und Kai Scheve sowie weiteren Beteiligten. Es war ein großartiges Gefühl, diesen Film endlich zu sehen. Wir alle können stolz sein auf diesen Erzgebirgskrimi, der nicht nur durch eine außergewöhnliche Story herausragt, sondern auch als Musikfilm etwas ganz Besonderes geworden ist. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben! Ein erstes Folgeprojekt aus dieser Zusammenarbeit wird bereits gesponnen und weitere können sicher folgen…

Hier geht's zum Film:
https://www.zdf.de/play/serien/erzgebirgskrimi-102/erzgebirgskrimi---die-letzte-note-100